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Wie wird bedrucktes Papier recycelt?

Papier hat sich für viele Menschen zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt. Wir beschreiben und bedrucken es täglich, um Informationen zu lesen, speichern oder präsentieren. Doch nur wenige Menschen machen sich Gedanken darüber, welcher Aufwand mit der Herstellung und dem Recycling von Papier verbunden ist.

Warum Papierrecycling wichtig ist

Abfall ist die größte Sünde der modernen Gesellschaft. Zwar kann dieser nicht immer vermieden werden, jedoch gibt es für ihn in einigen Fällen einen neuen Verwendungszweck. Einige Abfallprodukte, Altpapier zum Beispiel, können zu einem neuen Papierprodukt aufbereitet werden. Papier wird somit zu Müll, anschließend wieder zu Papier, dann wieder zu Müll - der Kreislauf beginnt von Neuem. Da dieser Kreislauf ständig weiterläuft, entsteht kein neuer Müll, der die Umwelt belastet.

Die Rezyklierung von Altpapier ist aufgrund des hohen Volumens an Papierbedarf von großer Wichtigkeit. Das Zeitalter der Computer scheint keine positive Auswirkung auf den weltweiten Papierkonsum zu haben. Mehr noch, die Situation verschlimmert sich. Derzeit ist die prophezeite Digitalisierung noch weit entfernt. Die Nachfrage nach Papier steigt hingegen weiter an. Der durchschnittlich Deutsche verbraucht inzwischen rund 244 Kilogramm Papier, Pappe oder Karton. 1950 waren es nur 32 Kilogramm pro Jahr. Auch der Konsum der Nachbarn in Österreich ist ähnlich hoch wie in Deutschland. In den USA erreicht der Papierverbrauch pro Kopf sogar 335 Kilogramm. Deutschland, Österreich, die USA und alle anderen Industrieländer verbrauchen gemeinsam 77 Prozent des weltweiten Papiers.

Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie hoch der Ressourcenverbrauch pro eine Million Blatt Papier ist (Quelle: Greenpeace Esslingen (PDF; 4,3 MB)):

Frischfaserpapier Recyclingpapier
Rohstoff 15 t Holz 5,6 t Altpapier
Energie 53.500 kWh 21.000 kWh
Wasser 260.000 l 102.000 l
CO2 für Produktion 5,3 t 4,4 t

t = Tonnen; kWh = Kilowattstunden; l = Liter

Altpapier: Von der Abfalltonne zu einem neuen Produkt

Die Rezyklierung von Papier ist in Deutschland inzwischen gang und gäbe. Etwa 68 Prozent aller Papiere hierzulande werden inzwischen aus Altpapier hergestellt. Doch wie wird das bedruckte Papier zu einem neuen Produkt recycelt?

Der Weg des recycelten Papiers beginnt zu Hause beim Verbraucher: In Deutschland (und anderen modernen Ländern) darf Papier nicht zusammen mit dem Müll weggeworfen werden. Papier wird vom Hausmüll getrennt und in den Papiercontainer geworfen. Das Papier wird dann abgeholt und zu speziellen Papierfabriken transportiert. Hier wird es erneut sortiert und anschließend zu Papier verarbeitet.

Beim Recycling muss das Altpapier natürlich von Tinte befreit werden. Dazu wird es einem Waschprozess unterzogen, bei dem es zerkleinert und mit viel Wasser vermischt wird. In diesem Prozess wird das Papier ein weiteres Mal sortiert, da häufig noch Fremdkörper dabei sind. Der dünnflüssige Papierbrei besteht nun zu 99 Prozent aus Wasser und wird in die Deinking-Maschine weitergeleitet. Das Deinking ist der wichtigste Prozess beim Papierrecycling. Nun wird die Druckfarbe aus dem Altpapier entfernt.

Das von Druckertinte befreite Papier wird abschließend getrocknet, geglättet und in Druckermaschinen zu Papier verarbeitet.

Qualitätsunterschiede bei recyceltem Papier

Recyclingpapier ist inzwischen für praktisch jeden Papierbedarf erhältlich. Dazu gehört nicht nur Druckpapier oder Kopierpapier, sondern auch Küchenrollen und mehr. Als Recyclingpapier darf jedoch nur Ware bezeichnet werden, die wirklich zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt wurde. Verbraucher können sich an dem Blauen Engel orientieren. Dieses Label garantiert, dass es sich tatsächlich um recyceltes Altpapier handelt.

In puncto Preis gibt es inzwischen keine nennenswerten Unterschiede zu herkömmlichem Papier. Da ein Großteil des Papieraufkommens in Deutschland aus Altpapier produziert wird, sollte es auch nicht teurer sein.

Auch bei der Qualität muss sich niemand Gedanken machen. Laut der Umweltbundesamt hält modernes Papier länger, als die Archivierungsfristen vorgeben. Die Lebensdauer von Recyclingpapier wird anhand folgender Normenkennzeichnungen garantiert:

  • DIN ISO 9706
  • DIN 6738 mit LDK 24–85

LDK bezeichnet die Lebensdauerklassen.

Recyclingpapier ist auch nicht mehr grau, so wie es früher Mal der Fall war. Inzwischen wird das Papier mit 60er, 70er, 80er und 100er Weiße nach dem ISO-Wert 2470 angeboten. Aus ökologischer Sicht sollte das Papier jedoch immer nur so weiß sein, wie benötigt wird. Die optische Qualität von Recyclingpapier wurde sogar 2005 mithilfe einer Statistik von TNS Emnid belegt. Ein auf recyceltes Papier bedrucktes Magazin erhielt dieselbe Bewertung wie eine identische Zeitschrift auf Frischfaserpapier. Wie bereits erwähnt, muss jedoch auf den Blauen Engel geachtet werden, da nur dieses Papier tatsächlich zu 100 Prozent aus Altpapier besteht und in puncto Farbwiedergabe, Optik und Bildqualität überzeugende Werte liefern kann.

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