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Wofür steht ISO/IEC 24734 und ISO/IEC 24735?

Drucker ist nicht gleich Drucker. Beim Kauf eines solchen Gerätes finden Verbraucher allerlei Informationen auf der Verpackung, darunter auch die Druckgeschwindigkeit. Genau diese ist in den meisten Fällen ausschlaggebend für den Kauf, schließlich haben es die heutigen Menschen sehr eilig.

Die Druckgeschwindigkeit: Eine bis vor Kurzem wage Angabe

Die Druckgeschwindigkeit wird auf unterschiedliche Weisen gemessen, sodass man dieses Merkmal nicht als Richtwert für den Druckerkauf wählen sollte. Einige Druckerhersteller zum Beispiel geben bei ihren Produktbeschreibungen eine maximale Druckgeschwindigkeit je Minute an, die in der Praxis aber kaum zu erreichen ist.

So versprachen einige Hersteller, dass ihre Produkte 30 Seiten und mehr pro Minuten drucken könnten - theoretisch zumindest. Im Praxistest dagegen wurde bewiesen, dass die Theorie zu gut klang, um wahr zu sein, kein Drucker konnte diese Seitenanzahl erreichen. Wie DRUCKERCHANNEL ermittelte, lag die Abweichung von der Angabe des Herstellers teilweise bei 50 Prozent und mehr.

Früher wurde die Druckgeschwindigkeit in ppm, also Seiten pro Minute, gemessen. Dieser Richtwert war aus dem Grund irreführend, da eine Seite unterschiedlich viel Text und aufwendige Grafiken beinhalten kann. Auch die gewünschte Qualität der Ausdrucke spielt eine große Rolle bei der Druckgeschwindigkeit. Laser- und Tintenstrahldrucker können in den Qualitätsstufen „Beste Qualität“, „Normal“ und „Entwurf“ drucken. Je höher die Qualität, desto niedriger ist die Druckgeschwindigkeit. Diese Qualitätsstufen machten sich viele Druckerhersteller zunutze, indem sie den „Entwurf-Druck“ als Richtwert zur Angabe der Druckgeschwindigkeit nutzen. In Realität wird jedoch kaum ein Verbraucher diese Einstellung nutzen.

Die technische Limitierung besagt, dass ein Drucker ein Dokument im Entwurfsmodus 20-mal, im Normal-Modus zehn Mal und in hoher Qualität eventuell nur einmal drucken kann. Bei jeder Fahrt über das Papier muss der Druckkopf Tinte auftragen. Bei hohen Auflösungen wird das Papier nur sehr wenig vorgeschoben, damit der Druckkopf die Tinte in mehreren Schichten auftragen kann. Das Resultat: Eine hohe Qualität, die allerdings auch lange dauert.

Die Lösung: Einheitliche ISO-Norm für Seitendruckgeschwindigkeiten

Um Verbrauchern unter die Arme zu greifen und die Auswahl des Druckers einfacher zu gestalten, haben im Jahr 2009 führende Hersteller gemeinsam mit der International Organization of Standardization (ISO) zwei Normen entwickelt, welche eine einheitliche Messmethode für Druck- und Kopiergeschwindigkeiten weltweit regeln:

  • ISO/IEC 24734: Eine Norm zur Bestimmung der Druckgeschwindigkeit, die für digitale Drucksysteme und Tintenstrahldrucker genutzt wird. Der Maßstab gilt für Farb- und Schwarz-Weiß-Drucke auf Normalpapier im Format DIN A4. Es werden insgesamt drei Dokumente mit je vier Seiten (Word-Dokument, Adobe PDF-Datei, Excel-Tabelle) mit Diagrammen und Grafiken vorgeschrieben. Die Drucker müssen getestet werden, wie er an den Kunden ausgeliefert wird, also mit Standard-Einstellungen der installierten Software.
  • ISO/IEC 24735: Eine Norm zur Ermittlung der Kopiergeschwindigkeit bei Multifunktionsgeräten und digitalen Kopierern mit Sortierfunktion und automatischem Papiereinzug. Die Kopiergeschwindigkeit eines vierseitigen PDF-Testdokuments wird über einen Zeitraum von 30 Sekunden ermittelt.

Die beiden Normen werden zusätzlich zwei Messmethoden:

  • ESAT: Estimated Saturated Throughput, was so viel bedeutet wie „Geschätzter Durchsatz bei voller Leistung“. Dabei handelt es sich um die Geschwindigkeit, welche zur Seitenproduktion benötigt wird, beginnend mit der kompletten Ausgabe der letzten Seite des ersten Testsatzes bis zur Ausgabe der letzten Seite des letzten Testsatzes. Je höher dieser Wert, desto rapider ist die Druckleistung.
  • FCOT: First Copy Out Time bezeichnet die Zeit, die benötigt wird, nachdem die Kopiertaste benötigt wurde, um die Kopie komplett auszugeben. Zur Wertermittlung wird die höchste Geschwindigkeit eingestellt und normale Einsatzbedingungen erwartet. Die Kopierleistung ist rapider, je kleiner dieser Wert ist.

Die ISO/IEC 24734-Normist ein Schritt in die richtige Richtung, dennoch hat dieser Maßstab Schwächen. So wird zum Beispiel die Geschwindigkeit beim Fotodruck völlig außer Acht gelassen und es spielt auch keine Rolle, wie schnell das Gerät im Entwurfsmodus oder bei maximaler Auflösung druckt. Wünschenswert wäre es auch, dass in Zukunft alle Hersteller die beiden ISO-Normen nutzen, nur so können die Maßstäbe den Verbrauchern bei der Kaufentscheidung wirklich helfen.

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